Neuanfang in der Steppe

Schafe Scheren ist doch leicht!

Ein in die Jahre gekommener Kolonist an der Wolga bringt seinen Enkel zum Staunen (um 1805)  

 

Zitate von Zeitzeug*innen:

Aus Handwerkern werden Bauern
Christian Gottlog Züge, 1764/65
< 1 min
Am Ziel?
Christian Gottlob Züge, 1765
ca. 1 min
Besuch im benachbarten Odessa
Friedrich Schwarz, 8. November 1817
< 1 min
Ein eigenes Haus in Großliebenthal im Schwarzmeergebiet
Friedrich Schwarz, 1823
< 1 min

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Seit dem 16. Jahrhundert lebten etliche Mennoniten nahe Danzig im Weichseldelta, das damals zu Westpreußen gehörte. Aus Glaubensgründen lehnten sie den Militärdienst ab, was sich mit dem preußischen Militarismus immer weniger vereinbaren ließ. Zudem war ihnen in Westpreußen inzwischen der Ankauf von Land verboten.

In Russland dagegen wurde ihnen eine Befreiung vom Kriegsdienst und kostenloses Land versprochen. Deshalb entschlossen sich die ersten rund 200 mennonitischen Familien zur Ausreise und gründeten 1789 die Ansiedlung Chortiza am Ufer des Flusses Dnjepr im Süden der heutigen Ukraine.

Ein Manifest von Zar Alexander I. ermöglichte später in einem Gebiet etwa 100 Kilometer südöstlich weitere Landzuteilungen. Dort gründeten Mennoniten 1804 die Siedlung Molotschna. Insgesamt wanderten zwischen 1789 und 1804 etwa 9.000 Mennoniten aus, das waren etwas weniger als 10% der russlanddeutschen Kolonisten insgesamt. Der größte Teil der Kolonisten war evangelisch geprägt, gefolgt von den Katholiken.

Unter den südwestdeutschen Lutheranern waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts Endzeitvorstelllungen verbreitet. Grund dafür waren die enormen Erschütterungen durch die Französische Revolution und die Napoleonischen Kriege. Besonders populär wurde die Vorhersage einer selbsternannten Prophetin: Christus werde auf dem Berg Ararat erscheinen. Damit gehe die Welt zu Ende, stattdessen beginne das Tausendjährige Reich.

Diese Prophezeiung war einer der Gründe, warum sich 1817 ungefähr 7.000 Pietisten von Ulm aus auf den Weg in den Kaukasus machten. Viele von ihnen ließen sich unterwegs in anderen Siedlungen nieder. Gut zweieinhalbtausend Menschen schafften es tatsächlich bis ans Ziel: In der Nähe von Tiflis, der heutigen Hauptstadt von Georgien, gründen sie mehrere Dörfer. Die Kaukasusdeutschen wurden später in ganz Russland für ihre ausgezeichneten Weine berühmt.