Alexander Kühl

(*1951)

 

Kurzbiografie

Alexander Kühls Eltern wurden 1941 aus ihrem Heimatdorf nahe Saratow von der Wolgarepublik in den Südural deportiert. Kühls Vater musste in einem Lager in Kopeisk Zwangsarbeit leisten. Dort wurde Alexander 1951 in der Verbannung geboren. Kühl kannte das Wolgagebiet als Sehnsuchtsort seiner Eltern nur aus deren Erzählungen. Bücher, Lieder oder Gedichte über die ehemalige Heimat waren verboten. In den 1960er-Jahren wurde Kühl in der Schule von seiner Lehrerin und Mitschülern wegen seiner deutschen Herkunft diskriminiert. Der Vater eines Spielkameraden verprügelte ihn eines Tages, nur weil er ein „Deutscher“ war. Als Kühl 1972 studieren wollte, nahm ihn die Universität nur „ausnahmsweise“ auf. Später reichten seine Leistungen sogar für eine Promotion, die ihm aber nicht erlaubt wurde. Nach der wiederholten Erfahrung, nicht gleichberechtigt zu sein, war er fest entschlossen auszuwandern. Einen entsprechenden Antrag hatte sein Vater schon 1956 gestellt. Die Ausreise nach Deutschland gewährten die Behörden der Familie Kühl jedoch erst 1987.

Aufwachsen als Russlanddeutscher in der Sowjetunion
1960er-Jahre
Zerstörte Familien im stalinistischen Terror
Nachkriegszeit
Ausreise nach Deutschland
1987
Erinnerung an die Deportation als vererbtes Trauma
2018