Feind werden im eigenen Land – Teil 2 (ab 1941)

 

„Der Leidensweg“ von Jakob Wedel

Deportation in die Zwangsarbeit – Wie der 11-jährige Jakob Wedel die Trennung von seine Mutter erlebte

 

Zitate von Zeitzeug*innen:

Zwangsarbeit unter Schmerzen
Ida Bender, um 1943
< 1 min
Systematische Vergewaltigungen einer Bekannten
Ida Bender, Juni 1945
> 1 min

Antisemitismus im Nationalsozialismus

Die Nachfolgenden Zitate von Karl Stumpp sind rassistisch und antisemitisch. Sie verklären die nationalsozialistische Diktatur, den begonnenen Weltkrieg und den systematischen Völkermord von etwa sechs Millionen Juden als eine vermeintliche „Befreiung Europas“.

Nationalsozialistischer Alltag im Schwarzmeergebiet
Dr. Karl Stumpp, 1941
> 1 min
Gespräch mit einem sowjetischen Soldaten in einem Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht
Dr. Karl Stumpp, 1941
> 1 min
K.T. aus Rastatt in der südlichen Ukraine berichtet über Erschießungen von Jüdinnen und Juden
K.T., 1942
ca. 1 min

Mehr zum Thema:

Die nationalsozialistische Ideologie einer angeblich überlegenen „germanischen Rasse“ führte dazu, dass die sowjetische Regierung Russlanddeutsche als Gefahr im eigenen Land einstufte. Seit der Machtergreifung Hitlers wurden Russlanddeutsche in der Sowjetunion deshalb überdurchschnittlich stark als sogenannte Feinde des Volkes verfolgt und ab August 1941 in entlegene Gebiete der Sowjetunion deportiert. 

Doch das änderte sich nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht. Die Wehrmacht bewegte sich so schnell vorwärts, dass sich die deutschen Dörfer rund um Odessa schon am 1. September im Herrschaftsgebiet der Nationalsozialisten befanden. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in die Ukraine kehrte sich die gesellschaftliche Stellung der 420.000 dort verbliebenen Schwarzmeerdeutschen vollständig um. In der NS-Ideologie gehörten diese zur vermeintlichen „Herrenrasse“. Die Schwarzmeerdeutschen wurden bevorzugt behandelt und zum Teil als Täter in den nationalsozialistischen Völkermord integriert. Im Jahr 1943 musste sich die Wehrmacht aus der Ukraine jedoch zurückziehen. Die Angst vor erneuter Repression trieb die Schwarzmeerdeutschen zu einer hastigen Flucht, bei der viele hinter der Wehrmacht zurückblieben und der Roten Armee ausgeliefert waren.

Spätestens ab Sommer 1942 stellten Offiziere der Waffen-SS in deutschen Dörfern bewaffnete Einheiten – den sogenannten „Selbstschutz“ – aus allen wehrfähigen Männern ab dem 18. Lebensjahr auf. Schätzungen gehen allein in Transnistrien von acht- bis neuntausend Personen aus. Dem Namen nach war ihre Aufgabe der Schutz vor Plünderungen. In der Praxis setzte die SS die Einheiten zur Beteiligung am Holocaust ein. Eine der größten Tötungsaktionen war der Mord an etwa 52.000 Juden in Bogdanovka bis zum 15. Januar 1942. Von den 130 Todesschützen des „Selbstschutzes“ stammten etwa die Hälfte aus den Dörfern Rastatt, München, Michailovka, Marianovka und Lenintal in Transnistrien an den Erschießungen. Weitere Erschießungen in Transnistrien waren in den Gegenden um Bondarewka, Pawlowka, Worms und dem Beresowsker Feld bekannt. Darüber hinaus leisten Angehörige des „Selbstschutzes“ Unterstützung bei dem Transport von Juden zu den Exekutionsplätzen sowie bei der Beseitigung der Leichen.